Am 22. Februar 1972 verstarb Paul Grüninger. Somit jährt sich der Todestag des ehemaligen Spielers und Präsidenten des SC Brühl zum fünfzigsten Mal. Grüninger wurde bekannt, weil er als St. Galler Polizeihauptmann in den Jahren 1938 und 1939 unter Umgehung der damaligen Gesetze hunderte jüdischer Flüchtlinge vor nationalsozialistischer Verfolgung und Vernichtung rettete. Für diese Heldentat wurde er vom Kanton unehrenhaft entlassen und verurteilt; in den Neunzigerjahren wurde er gegen den Widerstand der Kantonsregierung rehabilitiert.
Heute trägt das Brühler Stadion «Krontal» seinen Namen und heisst Paul-Grüninger-Stadion. Auch das musste anfangs der Nullerjahre gegen Widerstand, diesmal der Stadtregierung, erkämpft werden.
Brühl war dem Flüchtlingsretter stets Heimat: Er war anfangs des 20. Jahrhunderts Spieler und Mitglied jener Mannschaft, die 1915 den ersten und einzigen Meistertitel für den SCB (damals FCB) errang, und er war zweimal Präsident des Vereins. Sein zweites Präsidium legte er 1940 nieder, kurz vor dem Gerichtsprozess, «um den Verein nicht in den Wirbel rund um das Gerichtsverfahren hineinzuziehen», wie es in den Annalen heisst. Allerdings scheint damals auch bei Brühl sich kaum jemand auf die Seite des Verfemten gestellt zu haben – mindestens gibt es keine Belege dafür.
Kürzlich verfasste der 16jährige Berner Luca Corsini eine Arbeit über das Wirken und die Verurteilung seines Ururgrossvaters mit dem Titel «Das Leben eines Helden – Paul Grüninger». Darin kommt er zum Fazit: «Wahrscheinlich würden die Behörden [heute] gleich oder noch schlechter verfahren.»
Aus Anlass des fünzigsten Todestages organisiert der Kulturort Palace in St. Gallen die Paul Grüninger-Tage 2022. Am Dienstag, 22. Februar, mit einer Podiumsdiskussion im Palace, an der neben anderen Stefan Keller (der den Fall Grüninger in den Neunzigerjahren aufbrachte) und Paul Rechsteiner (Präsident der Grüninger-Stiftung) teilnehmen – siehe hier
Am Donnerstag, 24. Februar, um 19.45 Uhr zeigt das Kinok den Spielfilm «Grüningers Fall» – siehe hier
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