B-Meister: Marathonläufer auf den letzten Metern

Entschuldigt bitte das lange Schweigen und die Stille unsererseits in den letzten Monaten. Die B-Meister-Mannschaft gibt es natürlich noch und sie ist auf der Zielgeraden der Frühlingsrunde 2018.

Stellt euch einen Marathonläufer vor. Er startet mit allen anderen Konkurrenten in das Rennen. Er weiss, dass der Weg ein langer ist und fängt an zu laufen. Das Rennen läuft nicht so, wie er es gerne hätte, und er läuft den Führenden hinterher. Er hat das Gefühl, dass es dieses Mal nicht reichen wird, denn er scheint nicht in bester Verfassung zu sein. Doch je länger die Strecke wird, umso mehr findet er seinen Rhythmus. Er fängt an, Meter gut zu machen und holt auf. 200 Meter vor der Ziellinie überholt er den Zweitplatzierten und zieht mit dem Führenden gleich. Noch 100 Meter, ein letzter Sprint, nochmals alles aus sich herausholen und die Konzentration jetzt nur nicht verlieren. Er schaut jetzt weder links noch rechts. Er spürt die Gegenwart der Gegner und er weiss, dass diese auf gleicher Höhe sind. Doch wer vorne liegt, kann er nicht sagen. Also schaut er nur gerade aus und konzentriert sich auf die Ziellinie mit der Hoffnung, dass es am Ende beim Fotofinish gereicht hat.

Wenn die B-Meister-Mannschaft ein Marathonläufer wäre, würde dieses Bild oben unsere Saison perfekt beschreiben. Bereits im zweiten Spiel der Saison trafen wir auf den FC Rapperswil, eine Mannschaft, die jederzeit auf Spieler der Zürcher Grasshoppers zurückgreifen kann und somit auch einer der Titelfavoriten ist. Bei diesem Duell fuhren wir morgens um 7:45 Uhr los, um rechtzeitig in Rapperswil zu sein, denn das Spiel war sehr früh angesetzt worden. Dort angekommen warteten sie bereits auf uns. Spieler mit der Jacke des Grasshoppers-Club Zürich waren bereit für dieses Duell. Wir lagen nach 20 Minuten bereits mit 0:3 im Rückstand. Es schien nicht unser Spiel zu sein. Doch die Jungs zeigten Charakter. Wir holten in diesem spannenden Spiel auf und hätten am Ende sogar noch gewinnen können, auch wenn es nicht unser bestes Spiel war, und wir auch Glück hatten, dass wir überhaupt nochmals ins Spiel zurückgefunden hatten.

Zwei Wochen nach diesem Duell verloren wir das Spiel gegen Frauenfeld.  Eine Niederlage, die schmerzhafter nicht sein konnte. Ein Gegner, der an diesem Tag einfach besser war und uns mit einem 4:1 nach Hause schickte. Wir wollten als amtierender Schweizer Meister nochmals nach Luzern und uns auch im 11er Fussball mit den besten der Schweiz messen. Doch dies schien nach dieser Niederlage nicht mehr möglich zu sein. Was aber noch viel schlimmer war, wir hatten unsere Spielprinzipien komplett verloren. Lange Bälle und verzweifelte Einzelaktionen schienen die neue Devise zu sein.

Glücklicherweise mischte sich der FC Gossau in diesen Titelkampf ein und schlug den FC Rapperswil mit 3:1. Somit war auf einmal Gossau der Titelanwärter Nr. 1 und dieses Direktduell stand uns noch bevor. Also Alles oder Nichts beim Derby in Gossau gegen den Tabellenführer. Wir spielten ein konzentriertes und mutiges Spiel. Die ganze Mannschaft war an diesem heissen Tag bereit, die Meter zu laufen, um alle Räume eng zu machen. Wir gewannen das Spiel mit 1:0 und zeigten ansatzweise auch einen guten Fussball. Da war er also, der Moment, in dem der Marathonläufer den Rhythmus wieder findet. Wir gewannen die darauffolgenden Spiele gegen Abtwil Engelburg und Teufen mit 6:1 und 7:0. Wir haben auch spielerisch zu alter Stärke gefunden und liegen jetzt mit Rapperswil punktgleich auf Rang 1. Das einzige was uns zurzeit in Führung bringt, sind die Strafpunkte, denn dort haben wir die Nase um einen Strafpunkt vorn. Zwei Spiele sind noch zu spielen. Zuhause diesen Sonntag im PGS, gleich nach dem Aufstiegskampf unserer 2. Mannschaft sind wir dran gegen Romanshorn. Eine Woche später folgt das Auswärtsspiel gegen Wittenbach. Zwei Siege werden benötigt, und dies ohne eine gelbe Karte einzufangen. Wir können jede Unterstützung gebrauchen.

Also liebe Brühler, entschuldigt die Stille, wir ziehen uns wieder zurück und konzentrieren uns auf die letzten 100 Meter, wo wir weder links noch rechts schauen, bei denen wir nicht wissen, ob wir wirklich vorne liegen oder nicht, in den letzten 100 Metern wo man einfach nochmals alles aus sich raus holt und am Ende hofft, dass es beim Fotofinish gereicht hat. Marco De Grassi