S’Zwei holt ersten Auswärtssieg

FC Neukirch–Egnach – SC Brühl 2:3 (1:1)

Die Startviertelstunde war nicht gerade Werbung für den Fussball, indem sich zwei Mannschaften gegenüber standen, die darum wetteiferten, wer am meisten Fehler beging. Auf dem eher kleinen und holprigen Platz bekundeten die Brühler Mühe, ihr gepflegtes Spiel aufzuziehen, was den Einheimischen entgegen kam, die fast ausschliesslich lange Bällen spielte, sehr hoch pressten und auf Individualfehler spekulierten. So sahen die Zuschauer in der Anfangsphase ein technisch enttäuschendes Spiel, dessen Langeweile durch den Führungstreffer des FC NE in der 13. Minute nur teilweise unterbrochen werden konnte: bei einer harmlosen Flanke lief Hussein Attifi im Tor der Kronen ins Leere, was Sebastian Hasler zur Freude des zahlreich erschienenen einheimischen Publikum nutze. Das Gegentor löste bei den Gästen nebst einer Dosis gesunde Frustration auch eine erste Reaktion aus, was in der 23. Minute in ein zu recht gepfiffenes Handspenalty mündete: Sevalj Ljatifi versetze mit einem satten und unhaltbaren Schuss den Torhüter, nur stand der Innenpfosten im Weg. Jetzt waren die Kronen aber erwacht und begannen Fussball zu spielen. In der 38. Minute vergab vorerst Raoul Djengue eine 100%ige Chance nach Vorarbeit von Sevalj Ljatifi, in der 43. Minute war es aber so weit, als Filip Degen bei einem von Sevalj Ljatifi getretenen Eckball am höchsten stieg und Torhüter Pascal Tapfer ohne Chance liess. Das Unentschieden zur Pause war zwar gerecht, aufgrund des auf dem Platz gezeigten Potentials jedoch für die St. Galler nicht zufriedenstellend.

Dass der SCB für den zweiten Durchgang etwas vor hatte und darauf brannte, endlich sein Potential auszuschöpfen, sah man gleich, als sich die Spieler auf dem Platz bereits aufstellten, als Gegner und Schiedsrichter noch in der Kabine waren. Diese Kampfansage dauerte ganze sechs Minuten und es sollte nicht bei der blossen Ansage bleiben. In der 48. Minute scheiterte Joel Ammann nach einem schönen Solo nur knapp und drei Minute später war es Javier Halter, der aus guter Position vergab. Dies sollte jedoch die Brühler Führung einläuten: Ramon Zellweger verwertete mit einem wuchtigen Kopfball den scharf von Sevalj Ljatifi getretenen Eckball zur fälligen Führung. Und so ging es weiter, indem bloss eine Minute späte Ramon Zellweger nach unwiderstehlichem Solo kurz vor dem Strafraum unsanft gestoppt wurde: der von Sevalj Ljatifi getretene Freistoss wurde vom aufmerksamen Pascal Tapfer glänzend abgewehrt. Zu diesem Zeitpunkt stand nur noch eine Mannschaft auf dem Platz – der SCB. Das fällige dritte Tor wurde dann in der 70. Minute zur Tatsache, als Sevalj Ljatifi sein gutes Spiel belohnt sah, als er nach einem schönem Flügellauf von Ramon Zellweger bedient wurde und dem guten Pascal Halter keine Chance liess. Die Kronen liessen in der Folge nicht nach und landeten einen schönen Angriff nach dem anderen. In der 72. Minute lancierte wieder Ramon Zellweger Joel Ammann, der wiederum nur knapp scheiterte. In der 75. Minute scheiterte der inzwischen eingewechselte Robin Ukaj am gut reagierenden gegnerischen Torhüter, es war aber nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Tor fiel. Dies wurde in der 85. Minute zur Tatsache, zur Überraschung aller aber auf der anderen Seite. Ein vors Tor getretener Freistoss wurde von der Brühler Abwehr unterschätzt und so war das Spiel entgegen jeglicher Logik wieder offen. Das verunsicherte die Kronen, die nun Nerven zeigten, was in der Folge in ganze drei gelbe Karten mündete. Unverständlich, angesichts der klaren Überlegenheit. In der 88. Minute scheiterte Robin Ukaj wiederum, diesmal am Pfosten. Eine Minute später tauchten die Kronen nach schnellem Konter alleine vor Pascal Halter auf, was jedoch der sonst aufmerksame Schiedsrichter überraschend mit einem Pfiff wegen Abseitsposition unterbinden sollte: die lauten Proteste aus der Bank wurden mit einer gelben Karte geahndet. Die letzten kopflosen Angriffe der Platzherren brachten dann nichts mehr ein und so konnten die Kronen ihren ersten Auswärtssieg einfahren.

Ein über alles gutes Spiel und verdienter Sieg des SCB. Die enttäuschende Startphase konnte mehr als wettgemacht werden. Erfreulich, dass alle eingewechselten Spieler in der Lage waren, das gute Spielniveau aufrecht zu erhalten und dass die Mannschaft nie daran zweifelte, den Sieg einzufahren. Das Team ist körperlich und mental fit. Wären nicht die verletzungsbedingten Ausfälle von Gioele Dima und Mirko Milic, würde man von einem in allen Belangen gelungenen Sommerabend reden. Zu verbessern gilt es absolut, unnötige Hektik und ebenso unnötige Verwarnungen zu vermeiden.

 

Interview mit dem Haupttrainer Marco De Grassi

Woran liegt es, dass die Mannschaft solch einen schwierigen Start hatte?

Wir wussten, dass uns ein schwieriges Spiel erwartet, da der FC NE eine kämpferisch eingestellte Mannschaft ist. Hinzu kommt die bedenkliche Rasenqualität, welche einen gepflegten Spielaufbau erschwert. Wir kamen so nicht in die Lage, unsere technische Überlegenheit zu nutzen, da jedes Abspiel ins Zentrum zu einem Risiko wurde.

 

Was hast du den Spielern in der Tee Pause gesagt, um die Mannschaft derart zu verwandeln?

Nicht viel, denn an der Einstellung und an der Disziplin hat es nicht gefehlt. Wir haben aber unser Spielsystem umgestellt, indem wir die Überzahl im Mittelfeld aufgegeben und einen zusätzlichen Stürmer in die Zone 3 beordert haben. So konnten wir das Pressingspiel des Gegners überlisten. Dadurch sind wir gleich zu mehreren Torchancen gekommen.

 

War die frühe Aufstellung der Spieler auf dem Platz als Kampfansage an den Gegner zu deuten?

Die Spieler brannten einfach darauf, das Spiel fortzusetzen und den Sieg einzufahren.

 

Was soll die Mannschaft aus diesem Spiel mitnehmen?

Es war kein schönes Spiel, aber die junge Mannschaft hat Charakter gezeigt. Durch den gestiegenen Zusammenhalt und die positive Einstellung können wir Einiges erreichen.

 

Ihr befindet euch weit oben in der Tabelle: werden nun die Saisonziele neu gesteckt?

Nein, wir setzen den Aufbau weiter fort und schauen von Spiel zu Spiel.

 

Mauro Palazzesi