Nachwuchsarbeit beim SC Brühl

Ab kommenden Montag dürfen die Brühler Junioren, die noch nicht 16 jahre alt sind, wieder im Paul Grüninger Stadion trainieren. Dies ist nicht nur wichtig, damit die Youngsters fussballerisch gefördert werden können. Noch wichtiger ist, dass sie in dieser erignisarmen Zeit einer sinnvollen Freizeibeschäftigung nachgehen können.
Brühl leistet eine gute Nachwuchsarbeit, zu diesem Schluss kommt Mauro Palazzesi im aktuellen Kronenjournal. Wir bringen hier diese Analyse von Mauro, der bereits seit Jahrzehnten die Brühler Junioren kennt und fördert.

Wenn in unserer Region die Rede vom SC Brühl ist, kommen unweigerlich die Qualität der Nachwuchsarbeit sowie der sportliche Erfolg zur Sprache. Das erste ist wichtig, das zweite ist nicht das primäre Ziel, ergibt sich jedoch bei guter Arbeit fast von selbst. Dass es nicht immer so war, können diejenigen bestätigen, die vor 15 oder 20 Jahren bereits im Verein waren: Einige unglückliche personelle und strategische Entscheide hatten Risse in das Konstrukt gerissen, das bis dahin und während Jahrzehnten als erfolgreiches Modell in der Nachwuchsarbeit gegolten hatte. Die Erfahrung zeigt, dass erfolgreiche Arbeit viel Einsatz und Zeit sowie Geduld und konsequentes Vorgehen benötigt, der Niedergang jedoch unglaublich schnell vor sich gehen kann.

Ausbildung wichtiger als Resultate
Heute können wir behaupten, dass wir wieder dort sind, wo wir hingehören. Das soll nicht als arrogant gewertet werden, sondern als simple Feststellung, dass heute mit viel Hingabe und der notwendigen Qualität gearbeitet wird. Das alles ist kein Zufall, sondern das Ergebnis grosser Arbeit und von über die Jahre gewachsenen Strukturen. Für Nichtbeteiligte könnte es überraschend tönen, dass im Paul-Grüninger-Stadion Woche für Woche über 50 Trainer und Trainerinnen ein- und ausgehen und einen grossen Teil ihrer Freizeit mit den Junioren teilen. Ausbildung im Nachwuchs ist harte Arbeit, deren Früchte erst nach Jahren ersichtlich sind – aber nicht garantiert. Nebst einer guten Portion Engagement und Geduld bedarf es in erster Linie der richtigen Einstellung, bei der die jungen Fussballer und Fussballerinnen und ihre Ausbildung im Mittelpunkt der Arbeit stehen. Das bedingt automatisch, dass Resultate zweitrangig werden, was eine langfristige Betrachtungsweise und langfristig ausgelegte Ziele notwendig macht. Ich möchte nachfolgen darlegen, wie ich die Arbeit beim SC Brühl sehe, wobei ich dabei betone, dass es eine rein persönliche Sicht ist.

Die Ausbildung im Nachwuchs beginnt bei den Krönli Kids. Früher hiess die Abteilung Fussballschule. Diese wurde 1985 durch Toni Rädler ins Leben gerufen. Diejenigen, welche das Glück gehabt haben Toni zu kennen, erinnern sich an eine unscheinbare, immer elegant angezogene Person, die nie ein Wort zu viel sprach und stets den richtigen Ton fand. Einen besseren Vater hätte sich die Fussballschule nicht wünschen können. Als langjähriger Trainer verschiedener Juniorenmannschaften beim SC Brühl kann ich mich erinnern, dass er praktisch kein Heimspiel der Junioren verpasste und immer am gleichen Platz sass: zuoberst auf der Tribüne ganz rechts (früher wurden die Spiele öfter auf dem Hauptplatz ausgetragen). Die Fussballschule wurde rasch in der Region bekannt und diente vielen Vereinen als Vorbild. Etliche Jahre später ging die Leitung in neue Hände über und es ist Kurt Isler zu verdanken, dass die Abteilung vor zehn Jahren neuen Schwung erhielt.

Sogar der Name wurde übernommen
Mit einem neuen Konzept und einem neuen Anstrich wurde die Fussballschule in ein neues Zeitalter versetzt. In der Ostschweiz gilt die Ausbildung der Brühler G-Junioren als top, so dass sie weitherum nachgeahmt wird. Sogar der Name Krönli Kids wurde übernommen; woanders ist von Ebnet Kids oder Kellen Kids die Rede. Die Krönli Kids haben im Verein einen hohen Stellenwert, denn nebst der fundierten Ausbildung, die den Juniorinnen und Junioren verliehen wird, transportieren sie ein positives Image für den Gesamtverein und damit Attraktivität nach aussen. Die nachfolgenden Stufen im Kinderfussball zeichnen sich durch klare Strukturen und eine ebenso klare Aufgabenteilung aus. Für jede Kategorie ist eine sportliche Leitung vorgesehen, welche die Aufgabe hat, die Arbeit in den verschiedenen Teams zu koordinieren, die optimale Trainerbesetzung zu finden, die Qualität in der Ausbildung sicherzustellen und somit einen ordentlich ablaufenden Betrieb zu ermöglichen. Auch da kann ich bestätigen, dass sich die Qualität der Ausbildung sehen lässt. Sportliche Erfolge sind nicht zufallsbasiert. Obwohl diese nicht erstrangig sind, stellt sich der Erfolg bei guter und vor allem langfristig ausgerichteter Arbeit unweigerlich ein.

Der Übergang zum 11er-Fussball ist für die jungen Fussballer nicht einfach, die gute Ausbildung im 9er-Fussball erleichtert aber diesen Schritt merklich. Auch hier sind die Juniorenkategorien A bis C durch sportliche Leiter betreut, die sich als Sparring Partner der Trainer verstehen. Das Hauptproblem sehe ich persönlich darin, dass das Niveau unserer Gegner in allen Altersklassen teilweise ungenügend ist. Unsere Trainer leisten gute Arbeit, aber diese alleine reicht nicht aus. In der Regel können nämlich zwei bis drei Spiele auf gutem Niveau ausgetragen werden, während man bei den restlichen auf Gegner stösst, die schlicht überfordert sind. Man kann sich nur verbessern, indem man gefordert wird, und das ist leider viel zu wenig der Fall. So wie die Muskulatur eines Athleten durch Belastung wächst, wächst der Fussballer an einem ebenbürtigen Gegner. Es stellt sich die Frage, wie dem Problem entgegengewirkt werden kann, befriedigende Lösungen liegen aber bisher nicht vor.

Spezielles Training für Torhüter
Inzwischen haben wir den Weg eingeschlagen, dass die Junioren vorzeitig in die nächsthöhere Altersklasse wechseln, wenn dies sinnvoll erscheint und der Entwicklung dient. Für die älteren Nachwuchsfussballer bedeutet dies im Normalfall den Übertritt in die zweite und manchmal sogar in die erste Mannschaft. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht. Ein Thema, das mir speziell am Herzen liegt, ist die Torhüterausbildung. Wir sind seit vielen Jahren in der Lage, für die Junioren A bis D ein regelmässiges Spezialtraining anzubieten. Dies ist sinnvoll, denn an einen Torhüter werden grundlegend andere Anforderungen gestellt als an einen Feldspieler, sei das in Sachen Technik oder koordinative Fähigkeiten.

Zusammenfassend kann ich ein positives Urteil über die Arbeit aussprechen, welche unsere Trainer Woche für Woche im Nachwuchs leisten. Ich bin überzeugt, dass wir diesbezüglich in der Ostschweiz zu den Besten gehören und dass der eingeschlagene Weg der richtige ist. Dabei möchte ich es nicht versäumen, im Namen des Vereins unseren Trainern und Trainerinnen für ihren unermüdlichen Einsatz zu danken.

Mauro Palazzesi, sportlicher Leiter A Junioren und Torhütertrainer

Wer bei Brühl mit Junioren trainiert braucht neben fussballerischer auch soziale Kompetenz.