Clubgeschichte im Zeitraffer

1890
FC Gymnasia – der Vorläuferclub des FC Brühl
Kantonsschüler gründen den «Footballclub Gymnasia». Schon bald heisst der Club in der Umgangssprache FC Brühl, weil die Burschen dem Ball auf dem «Unteren Brühl» nachjagten, dem heutigen Spelteriniplatz.
1901
Offizielle Clubgründung – Vereinssitzungen im Pferde-Omnibus
Am 1. April wird der Fussball-Club Brühl offiziell gegründet. Gespielt wurde weiterhin auf dem Spelteriniplatz, und das nicht zur Freude aller. Zu den Anfängen aus der 25-Jahr-Jubiläumsschrift (1926): «Besonders die Besitzer der um den Sportplatz gelegenen Häuser, die öfters dieses Spieles wegen in die unangenehme Lage kamen, Glaserrechnungen bezahlen oder die Fassaden ihrer Gebäude auffrischen lassen zu müssen, fanden wenig Wohlgefallen an der begeisterten Schar.»

Im Hotel Hecht, respektive dessen Pferde-Omnibus («gepolsterte Bänke, kein Konsumationszwang»), fanden die ersten Sitzungen der ersten Vereinsleitung statt.

1903
Auf der der Kreuzbleiche gegen FC Diana, Edelweiss & Co.
Erst mit dem Wechsel auf die Kreuzbleiche entwickelte sich bei Brühl ein regelmässiger Spielbetrieb. Die Freundschaftsspiel-Gegner der damaligen Zeit hiessen unter anderem FC Diana, Bleicheli, Phönix, Edelweiss oder Konkordia.
1906, 1907, 1908, 1909
Brühler «Hattrick Plus»: Dreimal Ostschweizer und Serie-B-Meister
Brühl nimmt erstmals an der offiziellen Meisterschaft der «Ostschweizerischen Fussball-Vereinigung» (OFV) teil. Am 29. April gewinnt die Mannschaft im Final um die Ostschweizer Meisterschaft gegen den FC Force (Meister der Region Zürich) den ersten Pokal der Vereinsgeschichte. Ein Becher, der laut der ersten Jubiläumsschrift «selbstverständlich eine gebührende Verschwellung erfuhr».

Der erste Meistertitel wurde auch finanziell «ausgeschlachtet». Nach einer Sammlung konnte das Defizit von 19 Franken in der Clubkasse in ein Vermögen von 16 Franken umgewandelt werden.

In den Jahren 1907 und 1908 verteidigte Brühl den Ostschweizer Titel zweimal erfolgreich. Der Meister-Hattrick war ein wichtiger Grund, dass die «Schweizerische Fussball-Association» (SFV) den FC Brühl am 26. Juli 1908 in die Serie B des SFV aufnahm. Das war in der damaligen Zeit die zweithöchste Liga des Landes. Gleich im ersten Jahr in der Landesliga wurde Brühl Schweizer Meister der Serie B. In der Vereinskasse hatte sich durch die Erfolge ein Vermögen von 435 Franken gebildet.


1910 bis 1915

Eisbahn St.Fiden und Krontal: Brühl wird zum Stadtclub im Osten
Die erste Meisterschaft in der Serie A des SFV wurde auf der alten Eisbahn in St.Fiden in Angriff genommen. Weil der FC St.Gallen mit dem Espenmoos ein ideales Gelände für den Fussballsport zur Verfügung hatte, wollte auch Brühl ein richtiges Heimstadion: Mit der Anlage im Krontal hatte man rasch einen Platz gefunden. Am 21. Mai 1911 wurde die Sportanlage Krontal offiziell eingeweiht. 1913 wurde eine erste (in Fronarbeit behelfsmässig gebaute) Tribüne eingeweiht. Diese wurde indessen schon ein paar Monate später Opfer eines heftigen Sturmes. Für 22’567.95 Franken wurde dann eine stabile Holztribüne erstellt, die am 21. Juni 1914 eingeweiht wurde und bis 1958 Bestand hatte.
1914 / 1915
Brühl wird Schweizer Meister!
Die neue Tribüne wirkte sich auch sportlich positiv aus. Gleich die erste Saison im Krontal endete mit dem grössten Erfolg der Vereinsgeschichte. Mit dem 2:1-Sieg im Entscheidungsspiel gegen den FC St.Gallen qualifizierte sich Brühl für die Finalspiele um die Schweizer Meisterschaft. Der FC Aarau wurde im Wiederholungsspiel (das erste wurde aufgrund eines Offside-Regelfehlers des Schiedsrichters nicht gewertet) 8:1 bezwungen. Den Meisterschaftsfinal am 6. Juni 1915 auf dem Berner Spitalacker (der heutigen Heimat des FC Breitenrain) gegen Servette Genf entschieden die Brühler für fast alle überraschend mit 3:1 deutlich für sich. Für die Spieler, die wegen des Ersten Weltkriegs direkt von der Grenze nach Bern gereist waren, war nichts mit feiern. Nach dem Spiel ging’s direkt zurück in die Armee. Trotzdem wurde in St.Gallen der Meistertitel «bis in die frühen Morgenstunden gefeiert», wie es in den Clubchroniken heisst.
Dass damals mit dem Brasilianer Ary Patusca ein eigentlicher «Star» in den Brühler Reihen spielte, hat der promovierte Historiker und frühere NZZ-Ostschweiz-Korrespondent Peter Stahlberger in einer Artikelserie «100 Jahre Erster Weltkrieg» für das «Tagblatt» recherchiert:

Das Kader des Brühler Meisterteams in der Saison 1914/15: Ernst Dähler, Hans Züllig (Captain), Fritz Saluz, Albin Jud, Jean Steinemann, Hugo Brandenberger, Max Schmid, Paul Grüninger, Karl Bürgi, Ary Patusca, Willi Pfannenstiel, Martin Bürgi, Robert Fischer.
1926
Ein Vierteljahrhundert FC Brühl St.Gallen
Im April 1926 konnte Brühl sein erstes grosses Vereinsjubiläum feiern. Sportlich hatte man sich in der Serie A des SFV etabliert, mit 433 Clubmitgliedern war auch die Vereinsbewegung gut unterwegs. Präsident im Jubiläumsjahr war der spätere Flüchtlingsretter und Polizeikommandant Paul Grüninger. Er liess es sich nicht nehmen, zum Jubiläum eigenhändig eine wunderschön gestaltete Jubiläumsschrift zu verfassen. Aus seinem Schlusswort: «Möge diese Schrift dazu beitragen, die Brühler von Neuem anzuspornen, die Reihen fester und enger zu schliessen, unverdrossen weiter zu arbeiten in dem Geiste, der uns in den verflossenen 25 Jahren beseelte und stets den richtigen Weg gewiesen hat! Über keinem Club lacht heute ein wolkenloser Himmel, und nur ein Verein, dessen Mitglieder den hohen Wert unserer Sportsbewegung richtig erfasst haben und gemeinsam das Ziel erstreben, kann allen Stürmen und Wettern standhalten. Lieber FC Brühl, Glückauf für die Zukunft!»

1943
Aus dem FC Brühl wird der SC Brühl

Seit dem Jahr 1927 wurde bei Brühl nicht bloss Fussball gespielt. Walter Benz und Beny Nagel hatten schon früh die Leichtathletiksektion (LAS) des FC Brühl ins Leben gerufen. Und weil die LAS sowohl hinsichtlich der Mitgliederzahlen als auch den sportlichen Erfolgen immer grösser wurde, entschied sich die Vereinsleitung des FCB zur Namensänderung: Aus dem Fussballclub wurde folgerichtig der Sportclub (SC) Brühl. Die Leichtathletik-Abteilung des SCB wurde in den kommenden Jahren zu einer stabilen Hochburg der Leichtathletik. Aber auch im Handball machte die LAS grosse Fortschritte. Im Frauenhandball wurden die Meistertitel unter der Leitung von Paul Spiess gleich serien- und dutzendweise eingefahren. Bis heute spielt der LC Brühl bei den Frauen Spitzenhandball. Die endgültige Loslösung der LAS Brühl (vom SC Brühl wurde indessen bereits in den 1960er Jahren vollzogen.

1948
Brühl und St.Gallen durchbrechen die Sportblockade gegen Deutschland
Drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatten die Siegermächte Deutschland noch immer nicht erlaubt, am internationalen Sportgeschehen teilzunehmen. Dabei konnte doch gerade der Sport dazu beitragen, die Wunden des schrecklichen Krieges zu heilen. Dies dachten offensichtlich auch die Vereinsleitungen des SC Brühl und des FC St.Gallen. Am 10. Oktober durchbrachen sie mit ihrem gemeinsamen Auftritt in München gegen eine Auswahl von 1860 und Bayern München die Sportblockade. Vor mehreren Zehntausend Zuschauern unterlag die St.Galler Auswahl in Benefizspiel für den Münchner Waisenhaus-Fond zwar 1:5, für die Spieler und die Funktionäre war dieses Spiel indessen ein unvergessliches Erlebnis.
1959
Brühler Aufstieg in die NLB: Mit Richard Dürr und ausgerechnet im Espenmoos
Die 1950er Jahre standen für Brühl grossenteils unter einem guten Stern. Schon in der Erstliga-Saison 1952/53 erreichte der SCB die Aufstiegsspiele. 1955/56 klappte der Aufstieg in die NLB dann auch, zudem wurden die Kronen erstmals Schweizer Amateurmeister der 1. Liga. Ein Jahr später stand der Abstieg in die 1. Liga aber bereits wieder fest. Erst nach dem Aufstieg in der Saison 1958/59 schaffte es Brühl, sich nachhaltig in der NLB zu etablieren.
Massgeblich im Aufsteigerteam war unter anderen auch der damals erst 19-jährige Richard Dürr, der noch im selben Jahr zu den Berner Young Boys wechselte. Richard Dürr war 1962 (Chile) und 1966 (England) zwei Mal an Weltmeisterschaften, absolvierte insgesamt 29 Länderspiele mit dem Nationalteam und das Kulturmagazin «Saiten» kürte ihn in den 1990er Jahren zum «besten St. Galler Fussballer aller Zeiten.»
Mit dem NLB-Aufstieg 1959 war Brühl das erste Mal eine Liga höher klassiert als der Stadtrivale FC St.Gallen. Pikantes Detail: Weil auf dem Krontal nach dem verheerenden Tribünenbrand vom 13. Oktober 1958 nicht gespielt werden konnte, trug Brühl seine Heimspiele (also auch das entscheidende Aufstiegsspiel gegen Moutier) ausgerechnet im Espenmoos «ennet des Jordans» aus.
Die neu gebaute Tribüne auf dem Krontal wurde schliesslich im Februar 1960 feierlich eingeweiht. Im Jahr 2005 und 2006 wurde sie das erste Mal einer grossen Sanierung unterzogen.


1960, 1966 und 1969

Dreimal haarscharf den Aufstieg in die Nationalliga A verpasst

Gleich in der ersten Saison nach dem Aufstieg in die NLB verpasste Brühl den direkten Aufstieg in die NLA nur knapp. Aber wenigstens konnte sich der St.Galler Liftclub nun nachhaltig in der zweithöchsten Liga des Landes festsetzen. In der Saison 1965/1966 wurde der NLA-Aufstieg erneut verpasst – im allerletzten Spiel der Saison. Zwei Spielzeiten später (Saison 1968/1969) kam Brühl noch einmal auf den dritten Rang – wieder fehlte nur ein Hauch zum Aufstieg in die höchste Landesliga.
1973
Bis 2011 das letzte Spiel des SCB in der Nationalliga B
Das letzte Spiel der Saison 1972/1973 ist vielen Brühlern unvergesslich. Mit einem Sieg gegen den FC Aarau hätte der NLB-Ligaerhalt noch geschafft werden können. Die Partie ging vor 4100 Zuschauern im Krontal jedoch 3:4 verloren, der Abstieg in die 1. Liga war nach 14 Jahren in der NLB besiegelt. Das «Tagblatt» kommentierte: «Es ist wirklich schade, dass mit Brühl ein prominenter Vertreter dieser Spielklasse den Weg in die 1. Liga antreten muss. Die Mannschaft nahm sicherlich diese Schicksalspartie mit den besten Vorsätzen in Angriff. Kampfgeist und Einsatz waren von der ersten bis zur letzten Minute vorhanden. Doch die nervliche Belastung war einfach zu gross.
Das Spiel vom 9. Juni 1973 war bis zur Saison 2011/12 der letzte Brühler Match in der Nationalliga.

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1980
Abstiegstränen im Letzigrund – Brühl muss in die 2. Liga
Nach einer verkorksten Saison 1979/80 mussten Brühl und der SC Zug einen Absteiger in einem Entscheidungsspiel ausmachen. Bis zur 118. Minute der Verlängerung stand es in der dramatischen Partie auf einem Nebenplatz im Zürcher Letzigrund 3:3. Alle bereiteten sich bereits auf ein Penaltyschiessen vor, ehe dem SC Zug (der in der Folgesaison von Ottmar Hitzfeld trainiert wurde) nach einer Standardsituation noch der 4:3-Siegtreffer gelang. Der erstmalige Abstieg in die 2. Liga war die Folge. Nicht wenige der mitgereisten SCB-Anhänger vergossen an diesem Sonntagmittag bittere Abstiegstränen.


1988 & 1990, 1991, 1995

Aufstieg & dreimal laut an der NLB-Tür geklopft und wieder abgestiegen
Zwar schaffte Brühl den Aufstieg in die 1. Liga unter Trainer Isidor Cina schon in der Saison 1984/85. Ein Jahr später ging es aber schon wieder in die 2. Liga. Erst nach der Saison 1987/88 gelang es Brühl, sich wieder dauerhaft und erfolgreich in der 1. Liga zu etablieren. Trainer Gottfried «Göpf» Künzle hatte den Aufstieg bewerkstelligt, übergab das Zepter aus gesundheitlichen Gründen aber gleich an Spielertrainer und Goalgetter Georges Rudics weiter. Im ersten Jahr von Rudics wurde der Ligaerhalt geschafft, im zweiten (Saison 1989/90) wurde Brühl Gruppenmeister und qualifizierte sich für die Aufstiegsspiele. Nach der 0:4-Auswärtsniederlage in Burgdorf nützte auch der 1:0-Heimsieg nichts mehr.
Ein Jahr danach (1990/91) qualifizierte sich der SCB erneut für die Aufstiegsspiele zur NLB. Erst im Entscheidungsspiel gegen Brüttsellen scheiterte Brühl an den eigenen Nerven. Nach der Verlängerung stand die Partie 0:0, das Penaltyschiessen gewann danach der FC Brüttisellen.
Das dritte erfolglose Anrennen gegen die Tür zur NLB innert 5 Jahren gab es in der Saison 1994/95 unter Trainer Ernst-August Künneke. Der ehemalige Trainer des FC Basel war in der Folge der «Farmteam-Idee» des FC St.Gallen mit dem SC Brühl verpflichtet worden. Im ersten Jahr qualifizierte sich Künnekes Team prompt für die Aufstiegsspiele gegen Freienbach, die einmal mehr einen unglücklichen Ausgang (2:2, 1:2) nahmen. Schon in der darauf folgenden Saison konnte der neuerliche Fall in die 2. Liga nicht verhindert werden. Die Idee des SCB als «Farmteam» des FCSG war mit diesem Taucher ebenfalls vom Tisch. Seit diesem Abstieg spielte der SCB 15 Jahre lang in der 2. Liga.
Erst der Aufstieg 2009/10 brachte die Kronen zurück in die höchste Amateurliga.
2001
Feierliches 100-Jahr-Jubiläum des SC Brühl – neues Stadion versprochen
Kurz nach den weltweiten Millenniums-Feiern konnte auch der SC Brühl einen runden Geburtstag feiern. Das 100-Jahr-Jubiläum stand ganz im Zeichen eines dreitägigen Festes mit einem internationalen Turnier mit dem FC St.Gallen, Bregenz und Brühl. Chronist Kurt Agostini trug in einem 135-seitigen Buch die Brühler Geschichte zusammen. Stadträtin Elisabeth Béery versprach an der offiziellen Feier die Totalsanierung der Sportanlage Krontal.
2006
Aus dem Krontal wird das Paul-Grüninger-Stadion
Fünf Jahre nach dem stadträtlichen Versprechen war es im Mai 2006 so weit. Der SC Brühl konnte sein total saniertes Stadion (mit neuem Clublokal und neuem Garderobentrakt) in Empfang nehmen. In der Zwischenzeit wurde auch die Rolle von Flüchtlingshelfer Paul Grüninger bei «seinem» SC Brühl aufgearbeitet. Polizeikommandant Paul Grüninger , der 1915 mit Brühl Schweizer Meister geworden war und den Club von 1924 bis 1927 und von 1937 bis 1940 zweimal präsidierte, hatte vor dem 2. Weltkrieg mehreren hundert Flüchtlingen das Leben gerettet. Erst kurz vor dem Prozess wegen der illegalen Einreisen trat Grüninger als Brühl-Präsident zurück. Bis zu seinem Tod im Jahr 1972 lebte er ohne feste Anstellung an der Armutsgrenze. Erst Mitte der 1990er Jahre wurde Paul Grüninger vollständig rehabilitiert.

Der SC Brühl entschied sich dafür, das neue Stadion nach dem weltweit bekanntesten Vereinsmitglied zu benennen. Als Vorbild für Jugendliche wegen seiner Zivilcourage, auch als späte Wiedergutmachung, weil Paul Grüninger in der schweren Zeit auch von den meisten Brühlern im Stich gelassen wurde. Seit dem 20. Mai 2006 heisst der Brühler Heimplatz auf der Sportanlage Krontal offiziell Paul-Grüninger-Stadion.

Die 2. Mannschaft steigt in die 2. Liga auf

Das erfreuliche Jahr 2006 hatte auch Auswirkungen auf die sportlichen Erfolge der Brühler Teams. So schaffte die 2. Mannschaft unter dem Trainergespann Michi Lehnherr und Mauro Palazzesi überraschend den Sprung von der 3. in die 2. Liga Regional. Ganze 32 Jahre hat es gedauert, ehe der SC Brühl wieder einmal eine 2. Mannschaft in der 2. Liga antreten lassen konnte. Auch die A-Meister-Junioren brillierten in der Saison 2005/2006: Verlustpunktlos qualifizierten sie sich für das Finalturnier um die Schweizer Meisterschaft. Die Medaillenplätze verpassten die A-Junioren dann allerdings.

Das Fanionteam beendete die Saison in der 2. Liga Interregional auf dem vierten Platz. Trotz anfänglicher Probleme und dem Abstiegsgespenst im Nacken behielten Trainer René Brandenberger und die Vereinsleitung einen kühlen Kopf und setzten weiter auf die Karte Jugend. Mit fünf Spielern, die noch immer bei den Junioren spielen konnten, legte die 1. Mannschaft in der Rückrunde eine beachtliche Serie hin.
2007 und 2008
Trainerwechsel: Auf René Brandenberger folgt Gàbor Gerstenmaier

Nach zweieinhalb Jahren ging im Dezember 2007 die Ära von René Brandenberger als Trainer der ersten Mannschaft zu Ende. Der «Ur-Brühler» Brandenberger – SCB-Junior von den E- bis zu den A-Inter-Junioren und langjähriger Erstteamler – übernahm die Mannschaft in einer schwierigen Situation, nachdem sie fast in die 2. Liga regional abgestiegen wäre. Mit dem kontinuierlichen Einbau eigener Nachwuchsspieler führte er sie in den Saisons 2005/06 und 2006/07 auf gesicherte Plätze im vorderen Mittelfeld. Auch der «Brühler Geist» erlebte in der Zeit von Trainer René Brandenberger eine Renaissance.

Trotz Ambitionen auf einen Spitzenplatz überwinterte das Team in der Saison 2007/08 jedoch in Abstiegsgefahr auf dem viertletzten Tabellenplatz. Höhepunkt der insgesamt enttäuschenden Vorrunde war das spektakuläre Cupspiel gegen den FC Schaffhausen. Die Kronen führten gegen den B-Ligisten zwischenzeitlich 2:1, mussten sich am Schluss Schaffhausen mit Trainer Schällibaum aber nach bravourösem Kampf und Spiel 4:6 geschlagen geben.

Mit dem neuen SCB-Trainer, dem ehemaligen rumänischen Internationalen Gàbor Gerstenmaier, verbesserte sich die Mannschaft in der Rückrunde mit guten Leistungen und einer Serie von acht Spielen ohne Niederlage auf den 5. Platz. Erfolgreich waren auch die A-Meister-Junioren: Sie holten souverän den Ostschweizer Meistertitel in der Junior League A und qualifizierten sich damit für das Turnier um den Schweizer Meistertitel in Basel. Dieses beendeten sie auf dem sechsten Platz.


Saison 2008/2009
Aufstieg in die 1. Liga knapp verpasst
Die Saison 2008/09 begann turbulent. Zahlreiche Spieler der 1. Mannschaft verliessen den SCB, so dass die Vereinsleitung und die Trainer (Gàbor Gerstenmaier und Roger Jäger) viel unternehmen mussten, um wieder eine schlagkräftige Mannschaft antreten lassen zu können. Es zeigte sich in dieser Phase, dass der SC Brühl mit dem inzwischen nicht mehr ganz neuen Paul-Grüninger-Stadion auch zu einer begehrten Adresse für leistungsorientierte Amateurfussballer geworden ist. Jedenfalls trat das klar verstärkte Fanionteam die Saison mit dem Ziel «Aufstieg in die 1. Liga an».

Positive Signale setzte die Mannschaft schon in den drei Cup-Qualifikationsrunden (FC Dürrenast, SC Dornach, FC Breitenrain Bern), die sie überstand und sich damit für die 1. Hauptrunde (1/32-Finals) qualifizierte. Der SCB zog dort mit dem Grasshopper Club Zürich ein Traumlos.

Am 20. September 2008 trat GC im Paul-Grüninger-Stadion vor 1700 Zuschauern an. Der SCB hatte diese Affiche auf Plakaten und Flyern als «Duell der Meister» beworben, schliesslich standen sich mit Brühl (Schweizer Meister 1915) und GC (27-facher Schweizer Meister) zwei traditionsreiche Clubs gegenüber. Nicht zuletzt aufgrund dieser ironischen Werbestrategie fand das Cup-Duell David/Goliath landesweit Beachtung, unter anderem mit Berichten im Schweizer Fernsehen, Blick, 20 Minuten, Tages-Anzeiger, der NZZ und den regionalen Medien. Auf dem Platz zeigten die Zürcher der Gerstenmaier-Elf aber allzu schnell den Meister: Schon in der 2. Minute erzielte Cabanas die 1:0-Führung für GC, in der Pause hiess es 0:4, am Schluss 0:5. GC-Trainer Hanspeter Latour bescheinigte den Kronen insbesondere in der zweiten Halbzeit dennoch eine gute Leistung: «Es ist nicht selbstverständlich, dass sich ein Zweitligist nach einem 0:4 zur Pause nochmals so auffängt.»

Sportlich hatte der Cupschlager gegen die Grasshoppers wohl entscheidende Auswirkungen. In den Spielen danach verloren die Kronen sieben Punkte, so dass sie mit sechs Punkten Rückstand auf Leader Chur 97 auf dem sechsten Tabellenplatz überwinterten. Die Lage war vor der Rückrunde aber immerhin noch nicht aussichtslos, und nach einem idealen Trainingslager an der Costa Brava in Spanien startete der SCB mit drei Siegen in Folge auch optimal in die Rückrunde. Weil Chur 97 aber kaum patzerte, wurde der Rückstand auf den Tabellenführer kaum kleiner. Im Gegenteil: Eine Niederlage und zwei unnötige Unentschieden liessen den Aufstiegstraum schon zur Halbzeit der Rückrunde platzen. Dass sich die Mannschaft dennoch nicht aufgab und sich mit einer starken Serie von acht Spielen ohne Niederlage noch auf den verdienten zweiten Tabellenplatz vorkämpfte, zeigte das Potential des Team und den guten Charakter. Zudem gelang es jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs sich auch in dieser Saison für die 1. Mannschaft zu empfehlen: acht Spieler des Kaders hatten schon die Juniorenzeit beim SCB verbracht.

Herausragend war in der Saison 2008/09 auch der «Tag der Kulturen» mit dem Sponsorenlauf im Frühling. Erstmals führte der SCB diesen Anlass in Kooperation mit dem Entwicklungsprojekt «Hilfe für Kinder in Ghana» durch. Der private Verein aus der Ostschweiz unterstützt Kinder und Jugendliche in Ghana ganz direkt bei ihrer Ausbildung. Nach der Abrechnung aller Spenden, die erstmals für alle SCB-Mitglieder online abgegeben werden konnten, überwies der SCB 4000 Franken auf das Konto des Hilfswerks.


2010 bis 2020

Durchmarsch in die Challenge League und Etablierung unter den «Top 30»

  • Saison 2009/10: Aufstieg mit Trainer Gabor Gerstenmaier in die 1. Liga
  • Saison 2010/11: Aufstieg mit Trainer Erik Regtop in die Challenge League (erstmals seit 38 Jahren war der SCB wieder in der zweithöchsten Liga des Landes)
  • Saison 2011/12: Abstieg aus der Challenge League in die neu geschaffene Erste Liga Promotion; erstmals seit vier Jahrzehnten gab es wieder zwei Stadtmatches gegen den FC St. Gallen.
  • Saison 2012/13: 10. Platz in der Ersten Liga Promotion; Etablierung unter den «Top 30» im Schweizer Fussball; Cup-Achtelfinal gegen Lausanne (1:3). C-Junioren werden Schweizer Meister.
  • Saison 2013/14: 10. Platz in der Ersten Liga Promotion; Cup-Achtelfinal gegen Lausanne (0:3); Neubenennung der Liga nach einem Vorschlag des SC Brühl in «Promotion League» (ab 2014/15). Die 2. Mannschaft «SCB 2» stieg in die 4. Liga auf.
  • Saison 2014/15: 13. Rang in der «Promotion League», wie die dritthöchste Liga nun offiziell heisst. Dies, nachdem der SCB im Winter noch die Rote Laterne (16. Rang) inne hatte. Ausserdem feierten die Kronen in diesem Jahr «100 Jahre Schweizer Meister».
  • Saison 2015/16: 9. Rang in der Promotion League.  Auf die Saison 15/16 hin wurde die dritte Mannschaft gegründet. Ende Saison trat der langjährige Präsident René Hungerbühler zurück und wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt.

In der Saison 2016/17 belegte Brühl den 7. Rang in der PL. Die beste Platzierung seit es die Liga gibt, ein Jahr später ist es der 8. Rang. Im Herbst 2018 entliess der SC Brühl Trainer Uwe Wegmann, der die Mannschaft vier Jahre zuvor auf einem Abstiegsplatz übernommen hatte. Für ihn kam der junge Heris Stefanachi, der zuvor guten Arbeit in Bazenheid leistete und mit einem jungen Team aufgestiegen war.
In Erinnerung bleiben wird wohl auch die Saison 2020, aber nicht wegen sportlicher Erfolge oder Misserfolge. Im Frühling legte das Corona-Virus die Schweiz und die halbe Welt lahm. Die Saison der Promotion League und des ganzen Breitenfussballs  wurde abgebrochen. Die Meisterschaft wurde nicht gewertet.

In diesem Jahrzehnt machten auch die Junioren des SC Brühl auf sich aufmerksam. So wurden 2010 die Brühler «Krönli Kids» gegründet, die G-Junioren im Alter von fünf bis sieben Jahren. Trainiert werden sie seither fast ausschliesslich von Pensionierten, die früher selber aktiv Fussball spielten. 2016 wurde dieses Engagement sogar mit dem Anerkennungspreis des WDA- Forums (World Demographic & Ageing) für intergenerationelle Arbeit ausgezeichnet.
Im Herbst 2019 wurden nicht weniger als fünf Brühler Juniorenteams Meister ihrer Kategorie, darunter alle Leistungsmannschaften in der höchsten Kategorie: Die A-Meister, B-Meister, C-Meister und die D-Elite. Das ist einmalig.