Vor 10 Jahren stieg der SCB auf

Es war der 11. Juni 2011, als der SC Brühl in die Challenge League aufstieg. Dies nach einer Finalrunde im Europacup-Modus. Zuerst besiegte der SCB Breitenrain, dann Malley. Das entscheidende Spiel gewann das Team von Trainer Erik Regtop mit 4:2 vor 3800 Zuschauerinnen und Zuschauern im Paul-Grüninger-Stadion. Der damalige Captain Alex de Freitas lässt die verrückten Tage nochmals Revue passieren.

Der Verteidiger war im entscheidenden Aufstiegsspiel gegen Malley Doppeltorschütze. «Die Aufregung vor den Spielen war gross», beschreibt er die Stimmung in der Kabine. Am 1. Juni 2011 ging es nach Bern zum FC Breitenrain. Die Kronen gewannen das Auswärtsspiel auf dem Spitalacker mit 1:2 vor 1450 Zuschauerinnen und Zuschauern. Viele Brühler Fans waren mit nach Bern gereist. Mit diesem Sieg verschafften sich die Kronen eine ausgezeichnete Ausgangslage für das Rückspiel im PGS. Auch das Heimspiel ging mit 1:0 an den SCB.

Danach standen die beiden alles entscheidenden Partien gegen Malley LS auf dem Programm. Valdet Istrefi schoss den SCB auswärts in der 28. Minuten in Führung. Kurz vor Schluss glich Malley noch zum 1:1 aus. Die Entscheidung musste im PGS fallen. In der Pause stand es 2:0 für Brühl. Alex de Freitas hatte zweimal getroffen, einmal vom Penaltypunkt. «In der Halbzeit waren schon alle euphorisch», sagt de Freitas heute. Doch das Spiel war noch nicht fertig. «Wir haben nicht mehr so konsequent verteidigt, wie in der ersten Halbzeit.» Nicolas Hénin traf zweimal für die Gäste in der 62. und 68. Minute. «Da hat der Captain von Malley zu mir gesagt: ‚De Freitas c’est fini!’» Denn bei einem 2:2 wäre Malley aufgestiegen.

Alex de Freitas (Mitte) war damals Captain, heute Assistenztrainer. Fabian Steuri (rechts) war damals Spieler, heute Mitglied der Vereinsleitung.

In der 72. Minuten ging der SCB mit 3:2 in Führung. Die Partie blieb aber umkämpft bis zum Schluss. «Wir mussten bis zur letzten Sekunde zittern», sagt der heute 44-Jährige. In der Nachspielzeit erhielt Brühl nochmals einen Elfmeter zugesprochen. «Im Tor stand ein Spieler, weil der Torhüter eine rote Karte bekommen hatte. Der Goalie parierte meinen Schuss, Valdet Istrefi stand frei zum Nachschuss und verwandelte zum 4:2.» Danach brachen alle Dämme: Die Spieler und der Staff lagen sich in den Armen und die ZuschauerInnen stürmten auf das Spielfeld. «Ich habe mein Aufstiegsshirt verschenkt und bin mit einer brasilianischen Fahne über das Feld gespurtet», erinnert sich de Freitas.

Es sei einer der schönsten Momente in seiner Karriere gewesen. Alex De Freitas hatte vorher schon mit Aarau, Baden, YF Juventus und Gossau Erfahrungen in der höchsten und zweithöchsten Schweizer Liga gesammelt. «Wir hatten eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern – und es gab Spieler mit Charakter. Mit Christian Böhi, Begat Bushati und mir hatten wir drei Captains auf dem Platz.»

«Die Verpflichtung von Alex de Freitas war sicher ein Schlüssel zum Erfolg», sagt der damalige Sportchef Kurt Scheiwiller. De Freitas kam in der Saison 2008/2009 zum SC Brühl. Die Saison schloss die erste Mannschaft auf dem zweiten Rang in der 2. Liga Interregional ab. Ein Jahr später stieg der SCB in die 1. Liga auf. Brühl gelang ein Transfercoup: Marc Zellweger wechselt den Stadtteil und setzte seine Karriere bei den Kronen fort. Kurz nachdem der FCSG bekannt gegeben hatte, den Vertrag mit dem 37-jährigen Verteidiger nicht mehr zu verlängern, hatte sich der neue Brühl-Trainer Erik Regtop mit Zellweger in Verbindung gesetzt. Der Holländer, der einst zusammen mit «Zelli» beim FC St. Gallen gespielt hatte, machte ihm den Wechsel schmackhaft.

Erik Regtop war der Trainer, Roger Jäger (links) war sein Assistent. Heute ist «Jägi» Sportchef der ersten Mannschaft.

2011 kehrte Brühl nach 38 Jahren wieder in die zweithöchste Liga des Landes zurück. Viele junge Spieler hätten eine riesige Entwicklung durchgemacht, so de Freitas. Er erwähnt als Beispiel Verteidiger Thomas Inauen, der zum Stammspieler wurde und damals 19-Jährig per Kopf gegen Malley das 3:2 erzielte.

De Freitas erinnert sich noch an fast alle Spiele in der Challenge League: Im ersten Spiel habe er auswärts gegen Lugano das erste Goal für den SCB in der ChL geschossen – einen Elfmeter. Im zweiten Spiel zuhause gegen den FC Wil gab es den ersten Punkt und wieder ein Tor durch den Verteidiger.

Erstmals seit 40 Jahren kam es wieder zu Stadtduellen zwischen den ersten Mannschaften des FC St. Gallen und des SC Brühl. Den «Stadtmatch» im Paul-Grüninger-Stadion sahen über 5500 Zuschauerinnen und Zuschauer. Dem SCB fehlte trotz guten Spielen oft das Glück. Die Kronen waren einer vor fünf Absteigern in der auf zehn Teams verkleinerten Liga – seither hält sich Brühl in der neu gegründeten Promotion League. «Die Liga ist sicher nicht schlechter als die damalige Challenge League», sagt de Freitas, der seine Karriere 2014 beendete und seither Assistenztrainer bei der ersten Mannschaft ist.

Es mache ihm grossen Spass mit einer jungen Mannschaft zu arbeiten. Aktuell sind zehn Spieler im Kader unter 21-Jährig. «Es ist wichtig, an den Aufstieg in die Challenge League zu erinnern und den jungen Spielern zu vermitteln, was beim SC Brühl alles möglich ist», unterstreicht der leidenschaftliche Fussballer. Das Team erreichte 2021 trotz Corona-Krise die Aufstiegsrunde und hat bei einem Sieg im letzten Spiel noch die Möglichkeit Rang 5 zu erreichen. Das wäre die beste Klassierung für den SCB in der Promotion League überhaupt.

Full House mit 3800 Zuschauern beim «Finalspiel» gegen Malley. Später beim Stadtmatch gegen den FCSG waren es sogar 5500.

Das waren die Resultate der damaligen Finalrunde im Juni 2011:
Breitenrain BE – Brühl 1:2, Brühl – Breitenrain BE 1:0
Malley LS – Brühl 1:1, Brühl – Malley LS 4:2