«Die Entwicklung macht mir Sorgen»

Mitte Januar erscheint das neue Kronen Journal. Dort finden Sie, neben vielen anderen Artikeln, auch drei Porträts von Menschen, die erklären, was sie mit dem SC Brühl verbindet.
«Mein SC Brühl» heisst die Rubrik. Letzte Woche beschrieb Bettina Hohl, wie sie zum Fan der ersten Mannschaft wurde. Heute unterzieht Stadparlamentarier Peter Olibet den SCB einer kritischen Würdigung:

Die Kommerzialisierung beim FCSG trieb ihn vor Jahren ins PGS. Jetzt befürchtet Peter Olibet hier ähnliches.

Wir sind ein Gruppe von Freund:innen und haben uns seit den frühen 90er Jahren bei jedem Heimspiel des FC St.Gallen im Espenmoos auf der Gegentribüne – im damaligen «Sektorblau» – getroffen. Der Auszug aus dem Espenmoos stellte jedoch eine Zäsur dar. Wir wollten weiterhin ungezwungen Fussball am Spielfeldrand in der Stadt geniessen. Emotionen erleben, die für uns damals in der Betonschüssel in Winkeln nicht vorstellbar waren. So zügelten wir über die Gleise ins Paul-Grüninger-Stadion. Mitsamt Hommage ans Espenmoos: Wir blieben bis heute die Fangemeinschaft Sektorblau und schauen uns die Spiele von beiden Teams an.

Ich habe den SC Brühl immer als Verein mit Haltung verstanden. Als Verein, der nicht nur sein Stadion nach einem Flüchtlingshelfer benennt, sondern die Werte von Paul Grüninger weiterlebt. Als Verein, der sich für die Förderung des Breitensports einsetzt, der Integration lebt und nicht nur davon spricht und der auch in der Challenge League familiär blieb und sich stets vom Profifussball distanziert hat. Deshalb habe ich mich all die Jahre immer sehr verbunden gefühlt.

In den letzten Jahren hat sich bei mir aber Unbehagen breit gemacht. Die zögerliche Unterstützung des Mädchen- und Frauenfussballs, die immer stärkere Fokussierung auf die erste  Mannschaft und vor allem dann der Wahlkampfauftritt der rechten Hardlinerin Esther Friedli am Stand des Hauptsponsors. Dass der Verein einer Politikerin, die unsere gemeinsamen Werte mit Füssen tritt, eine Plattform gibt, war das eine. Vielmehr enttäuscht hat mich die Reaktion der Vereinsleitung auf unsere Kritik. Öffentlich gabs nur Allgemeinplätze («sie war als Privatperson hier») und nachdem wir schriftlich begründet haben, weshalb wir unser Sektorblau-Sponsoring beenden, ist nicht einmal eine Antwort eingetroffen. Mit Sorge beobachte ich die Entwicklung beim SC Brühl. Und die Ansage vom Sportchef im Tagblatt: «Aufstieg oder Rückzug» macht mir nicht Hoffnung, dass Brühl noch der Verein ist, den ich mal schätzen gelernt habe.

Trotz alldem werde ich weiterhin im Paul-Grüninger-Stadion und in der Arena im Westen mit guten Freund:innen ein Spiel schauen und die Entwicklung in den beiden Vereinen interessiert und kritisch beobachten.

Peter OlibetFan vom SC Brühl und vom FC St.Gallen, SP Co-Präsident und Stadtparlamentarier

Ein weiteres Porträt, nämlich von Eric Hug, einst Brühler Junior, dann Spieler der 1. und 2. Mannschaft und heute Trainer bei Brühl, folgt hier in den nächsten Tagen.

Und falls Sie das Kronen Journal ab Mitte Januar bei sich im Briefkasten finden wollen, werden Sie Mitglied beim SC Brühl.